Philosophieren im Grünen über die Buntheit des Lebens

 

Was macht man wohl auf einer Picknickdecke mitten auf der Rehwiese mit anderen Schüler*innen und zwei jungen Frauen? Genau diese Frage haben wir, das heißt die Gruppe des Enrichment-Kurses „Philosophie in der Praxis“ und ich uns auch sofort gestellt, als wir von unserer Lehrerin, Frau Dr. Ruschmeier, erfahren haben, dass wir einen Ausflug zur Rehwiese machen und dort zwei junge Frauen treffen werden. Die Skepsis war bei uns allen anfangs hoch, doch wir wurden schnell eines Besseren belehrt.

Wie der Name schon verrät, geht es in unserem Enrichment-Kurs um Philosophie, die sich auf die Praxis bezieht, womit auch die konkrete Lebenspraxis gemeint ist. Passend dazu kamen zwei Frauen der Bildungsinitiative „German Dream“ an diesem besagten Tag zur Rehwiese, um mit uns ein Gespräch über Werte zu führen. „German Dream“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, sogenannte „Wertebotschafter*innen“ aus unterschiedlichen Bereichen an Schulen zu senden, um mit den Schüler*innen über Toleranz, Chancengleichheit, Freiheit und andere zentrale Werte unseres Grundgesetzes zu reden.

Eine der beiden Frauen, die uns besuchten, war Tülin Tekkal. Sie erzählte uns einiges aus ihrem Leben, das nicht immer einfach gewesen war. Sie wuchs als Jüngste von elf Geschwistern in Hannover auf. Ihre Eltern waren kurdisch-jesidische Einwanderer. Nachdem sich herausstellte, dass niemand von uns wirklich wusste, was das Jesidentum eigentlich ist, erfuhren wir von Tülin alles, was wir darüber wissen wollten. Keine Frage war zu peinlich oder zu dumm und somit hatten wir die Chance, auch mal Fragen zu stellen, die wir in der Schule vielleicht nicht gestellt hätten.

Als Tülin uns auch von ihren persönlichen Erfahrungen mit Rassismus erzählte, begann ein Gespräch über Toleranz, Respekt und den Internettrend rund um „Black Lives Matter“. Jeder und jede konnte und durfte seine/ihre Meinung dazu sagen, ohne Angst davor haben zu müssen, etwas Falsches zu sagen. Der Wertedialog lief ganz ohne Regeln ab, es fühlte sich eher an wie ein Gespräch unter Freund*innen. Und trotzdem hat diese Exkursion uns alle zum Nach- und Weiterdenken inspiriert. Dadurch, dass Tülin uns ihre ganz eigene, berührende Geschichte erzählte, sind wir nicht einfach nach Hause gegangen und haben den Ausflug vergessen, wie nach einem langweiligen Museumsbesuch. Nein, wir alle haben noch lange über die Themen unseres Gespräches nachgedacht und uns ausgetauscht. Ziemlich beeindruckend, was so ein Ausflug zur Rehwiese alles bewirken kann.

Carlotta Lüdemann, 10a